Ulrich Bücholdt

Bauhistoriker, M.A. – dwb, GWWG, GBTG

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Datenbank zur Bau- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum

 


Architekturwettbewerbe


w0852

Rathaus in Barmen
1908

Skizzen / Vorentwürfe
Aufgabe: kommunales Verwaltungsgebäude / Rathaus
mit Oberbürgermeister-Dienstwohnung, Hausmeister-Dienstwohnung sowie Ratskeller (Gastronomie) mit Pächter-Wohnung
Standort: (Wuppertal-) Barmen, Werther Straße [→ Werth] / Heubruch / Große Flurstraße (Johannes-Rau-Platz)
Auslobung: März 1908
Frist: 15.08.1908
Auslober: Stadt Barmen
Bedingungen / Umfang: im Deutschen Reich ansässige Architekten
Baukosten maximal 2 Millionen M; spätere Erweiterung möglich; das Grundstück durchschneidende Straßen zu überbauen; Altbau ohne besondere künstlerische Rücksichtnahme als Flügel anzugliedern; an der Hauptverkehrsstraße im Erdgeschoss Ladenlokale; Untergeschoss bzw. Erdgeschoss + drei Obergeschosse + ein Dachgeschoss;
sämtliche Grundrisse und Fassaden sowie wesentliche Schnitte in 1:200, Schaubild von der Werther Straße
vorgesehene Preisverteilung: 8.000 M / 5.000 M / 2 x 3.500 M, zwei Ankäufe je 1.000 M vorbehalten
Preisgericht: Prof. Hermann Billing (Karlsruhe)
Prof. Theodor Fischer (Stuttgart)
Prof. Karl Hofmann (Darmstadt)
Stadtbaurat Reinhold Kiehl ((Berlin-) Rixdorf)
Prof. Paul Walllot (Dresden)
Stadtverordneter Architekt Heinrich Frese (Barmen)
Stadtbauinspektor Paul Freygang (Barmen)
Stadtverordneter Architekt Karl Theodor Stahl (Barmen)
Beigeordneter Stadtbaurat Carl Winchenbach (Barmen)
Stadtverordneter Kommerzienrat Julius Erbslöh (1842-1929) (Barmen)
Oberbürgermeister Georg Voigt (1866-1927) (Barmen)
Tagungstermin: (September 1908?)
Anzahl der eingereichten Entwürfe: 107
prämierte Entwürfe / Teilnehmer: zwei 1. Preise (je 6.500 M):
- Carl Moritz mit Wilhelm Pipping (Köln)
- Paul Bonatz und Fritz Eugen Scholer (Stuttgart)
2. Preis (4.500 M): Wilhelm Kreis (Düsseldorf)
3. Preis (2.500 M): Josef Reuters ((Berlin-) Wilmersdorf)
zwei Ankäufe (je 1.000 M):
- Carl F. W. Leonhardt (Frankfurt am Main)
- Carl Moritz mit Fritz Sing (Köln)
weitere Entwürfe / Teilnehmer: Ernst Prinz (Kiel)
Nachbereitung des Wettbewerbs: Ausstellung der Entwürfe vom 24.09. bis zum 08.10.1908 in der Ruhmeshalle Barmen
Folgen des Wettbewerbs: (symbolische) Grundsteinlegung zum Stadtjubiläum 1908; Ausführung 1913-1921 nach einem Entwurf von Karl Roth
„Die Stadtverordneten-Versammlung von Barmen beschloß in ihrer Sitzung vom 10. Dez. d. Js. [1912, UB] nach einem erläuternden Vortrag des Hrn. Stadtbrt. Köhler den Neubau eines Rathauses mit einem Aufwand von 3,5 Millionen M nach dem Entwurf des Architekten Carl Roth. Die Erhöhung einer früher angenommenen Bausumme von 2,5 Millionen M um 1 Million M wird mit dem inzwischen als notwendig erkannten größeren Raumbedarf begründet. Mit diesem Beschluß haben lange währende Bestrebungen der Architektenschaft Barmens einen vorläufigen, man darf hoffen, nur einen vorläufigen Abschluß gefunden. Die Bestrebungen gehen dahin, an den öffentlichen baulichen Angelegenheiten der Stadt beratend und, wenn möglich, künstlerisch tätig beteiligt zu sein. Diese berechtigten Bestrebungen setzten ein, als die Rathaus-Angelegenheit in die Beratungen der städtischen Körperschaften aufgenommen wurde. Zur Erlangung geeigneter Entwürfe für ein neues Rathaus fand im Jahre 1908 ein allgemeiner Wettbewerb statt, aus dem eine Anzahl angesehener Preisträger siegreich hervorgingen. Die Bearbeitung aber war durch eine Grundrißskizze der Stadtverwaltung und durch ungünstige Bauplatz-Verhältnisse stark eingeengt. Der Architekten-Verein in Barmen hatte sich daher entschlossen, sich der bedeutendsten Bauaufgabe seines Bezirkes anzunehmen und regte bei der Stadtverwaltung eine Abrundung des Rathaus-Grundstückes nach der Heubruch-Straße und den Ankauf dreier weiterer Häuser an. Zugleich wurde der Wunsch ausgesprochen, auf der hierdurch gänzlich veränderten Grundlage entweder einen engeren Wettbewerb unter den beim früheren Wettbewerb zur Auszeichnung gelangten Bewerbern unter Beteiligung der BaukünstIer Barmens, oder aber einen zweiten allgemeinen Wettbewerb zu erlassen. Beide Anregungen fanden bei der Stadtverwaltung keine Berücksichtigung. Diese stützte sich darauf, daß sie durch die Teilnahme von 107 Bewerbern im Wettbewerb von 1908 die Bauaufgabe für genügend geklärt halte, daß das Preisgericht die Disposition der städtischen Bauverwaltung für glücklich und die Einbeziehung weiterer Grundstücke für unnötig hielt und einstimmig festgestellt hatte, daß der Wettbewerb durchaus befriedigende Lösungen gebracht habe. Bei dieser Sachlage fällt es um so mehr auf, daß sich die Stadtverwaltung auf eine an sie gerichtete Zuschrift eines Preisträgers des Wettbewerbes von 1908 stützte, in der gesagt war: Nach meiner Überzeugung haben alle Wettbewerbe, öffentliche wie beschränkte, nur einen bedingten Wert und geben im günstigsten Fall einiges Rohmaterial. Ein allen praktischen und künstlerischen Anforderungen entsprechender Entwurf kann immer nur durch die Arbeit eines einzelnen Architekten erreicht werden, der im engsten Zusammenwirken mit dem Bauherrn die Aufgabe durchdringt. Dieser uns unbekannte Verfasser übersieht vollständig, daß ein Wettbewerb eine Aufgabe nicht bis ins Einzelne lösen kann und daß es eines seiner Hauptziele ist, neben guten allgemeinen Gedanken den richtigen Mann für das Zusammenwirken mit der nutznießenden Behörde zu finden. Nun hat ja die Stadtverwaltung gewiß ein formales Recht, nicht auf die ausgezeichneten Bewerber des Wettbewerbes bei der Ausführung zurückzugreifen. Sie kann aber auch die Bestrebungen der Fachgenossen, einem Sieger die Frucht seines Sieges zu verschaffen, nicht kurzer Hand abweisen. Gewiß hat sie bei dem vornehmsten Gebäude ihrer Verwaltung die Pflicht, in erster Linie für ein großen Erwartungen entsprechendes Werk zu sorgen. Das hätte sich aber – obne daß wir damit gegen den jetzigen Bearbeiter Stellung nehmen möchten, denn es handelt sich nicht um eine Personen-, sondern um eine grundsätzliche Frage – auch mit einem Sieger des Wettbewerbes nach dem Urteil des Preisgerichtes erreichen lassen. Daher waren die Bestrebungen des Architekten-Vereins Barmen gerechtfertigt. Ein weiterer Wunsch des Vereins ging dahin, daß an der Beratung städtischer Bauaufgaben Mitglieder des Vereins beteiligt werden möchten. Nun sind für die Beschlüsse die von der Bürgerschaft gewählten Mitglieder der Kommissionen verantwortlich; aus diesem Umstand würde sich ein formales Bedenken ableiten lassen können. Es wäre aber doch der Weg denkbar, daß sachverständige Mitglieder, die nicht bereits der Stadtverordneten-Versammlung angehören, den Kommissionen mit beratender Stimme angehören. Gegebenenfalles müßte der Verein seine Tätigkeit auch darauf erstrecken, möglichst viele seiner Mitglieder durch öffentliche Wahl in die städtischen Körperschaften zu bringen.“ (Deutsche Bauzeitung 46.1912, Nr. 101)
Quellen / Literatur: - Deutsche Bauzeitung 42.1908, Nr. 22 (14.03.1908), S. 144 („Wettbewerbe“) (Auslobung)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 28.1908, Nr. 23 (21.03.1908), S. 167 („Vermischtes“) (Auslobung)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 28..1908, Nr. 25 (28.03.1908), S. 183 („Vermischtes“) (Erläuterungen)
- Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 21.1908, Nr. 4 (April 1908), „Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-lndustrie“, S. 50 f. (Auslobung)
- Deutsche Bauzeitung 42.1908, Nr. 78 (26.09.1908), S. 540 („Wettbewerbe“) (Ergebnis)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 28.1908: Nr. 78 (30.09.1908), S. 524 („Vermischtes“) (Ergebnis)
- Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 21.1908, Nr. 11 (November 1908), Beilage „Anzeiger für Architektur, Kunsthandwerk und Bau-lndustrie“, S. 163 (Ergebnis)
- Moderne Bauformen 8.1909, H. 12 (Dezember 1909), S. 569 f. (Entwurf Ernst Prinz)
- o. V.: Die Rathausfrage in Barmen und die Beteiligung der Architekten Barmens an den öffentlichen Bauangelegenheiten. - in: Deutsche Bauzeitung 46.1912, Nr. 101 (18.12.1912), S. 906 („Vermischtes“)
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empfohlene Zitierweise:
Rathaus in Barmen 1908 (Datenbank „archthek“, Auszug Architekturwettbewerbe; bearb. von Ulrich Bücholdt) – http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/wettbewerbe/w0852.htm (Stand vom 04.01.2022, abgerufen...)

 

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