Ulrich Bücholdt

Bauhistoriker, M.A. – dwb, GWWG, GBTG

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Datenbank zur Bau- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum

 


Hermann Fuchslocher (1889-1964)


  Hermann Fuchslocher
Architekt, Dipl.-Ing., Regierungsbaumeister, Stadtbauinspektor, Stadtbaurat, Beigeordneter in Buer bzw. Gelsenkirchen
geb. 18.07.1889 in Esslingen
gest. 07.05.1964 in Gelsenkirchen
 
Ausbildung:
1907-1911 Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart
 
Mitgliedschaften:
Ruhrländischer Architekten- und Ingenieurverein (im VDAI),
Verband der (höheren?) Kommunalbeamten („Komba“), Vereinigung der leitenden Gemeindebaubeamten Westfalens,
Deutsche Gesellschaft für Bauwesen, Reichsbund Deutscher Beamter, Deutsche Volkspartei (ab 1928)

 

Vita:...............Literatur & Quellen...............Kontakt

 

Hermann Emil Fuchslocher wurde geboren als Sohn des Flaschnermeisters Theodor Fuchslocher (1843-1909), Inhaber eines Installationsgeschäftes in Esslingen, und seiner ihm 1875 angetrauten Ehefrau Katherine Christiane Fuchslocher geb. Dreizler (1851-1915). Er besuchte die Oberrealschule und legte das Abitur ab. Im Oktober 1907 nahm er das Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart auf, zu seinen Lehrern zählten dort Theodor Fischer, Paul Bonatz und Martin Elsaesser. Im Herbst 1911 absolvierte er die Diplom-Hauptprüfung. Vom 01.11.1911 bis zum 30.09.1912 leistete Fuchslocher seinen Militärdienst ab und kehrte als Vizefeldwebel der Reserve ins zivile Leben zurück.

 

Bereits vor und während des Studiums arbeitete er wiederholt im Büro des Architekten Georg Rath, so laut Zeugnis z.B. vom 15.07. bis zum 15.11.1909 und vom 15.03. bis zum 15.05.1911. Vom 27.12.1911 bis zum 20.07.1913 war er bei dem Esslinger Architekten Hermann Klotz angestellt, der selbst kurze Zeit später als Vorstand der Bauberatungsstelle des Landkreises Recklinghausen ins rheinisch-westfälische Industriegebiet ging. Am 21.07.1913 trat Fuchslocher eine Stelle bei der Stadt Saarburg an, für die er unter mehreren Bewerbern ausgewählt wurde. Er leitete als angestellter Architekt den Bau einer großen Dienstvilla für den Kommandeur der 42. Armee-Division; den von anderer Hand stammenden Entwurf ergänzte er nach eigenen Ideen um die Ausgestaltung der Repräsentationsräume, die Gartenanlage und die Einfriedung. Im Anschluss daran arbeitete er einen Entwurf für eine Turnhalle aus. Nach seiner Rückkehr von einer im Februar 1914 angetretenen achtwöchigen Militärübung stellte man bei der Stadtverwaltung in Saarburg fest, dass man keine weiteren Aufgaben für ihn hatte. Der Arbeitsvertrag wurde zum 14.04.1914 aufgehoben.

 

Mit einem in Esslingen am 08.05.1914 verfassten Schreiben bewarb sich Fuchslocher beim Hochbauamt der Stadt Buer (Westf.) auf die Stelle eines „Hochbautechnikers“. Darin gab er nicht nur über seinen bisherigen Werdegang Auskunft, sondern auch über seine Gehaltsvorstellungen:
(Zitat Anfang)
„Als Vergütung würde ich monatlich 225 Mark beanspruchen.“
(Zitat Ende)
Offenbar überzeugte seine Bewerbung den Stadtbaurat Schuster und den Ersten Bürgermeister Dr. Karl Russell; knapp 25 Jahre alt trat er die Stelle zum 01.07.1914 an.

 

Aber bereits am 02.08.1914 wurde Fuchslocher zum Kriegsdienst einberufen. Er kämpfte in Belgien, vor Verdun und bei Reims sowie an der Somme. Schon am 09.11.1914 erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse, es folgten am 22.12.1916 das Eiserne Kreuz 1. Klasse und am 06.09.1917 das Ritterkreuz 2. Klasse mit Schwertern des Königlich Württembergischen Friedrichsordens. Bis Ende 1917 stand er im Feld, offiziell wurde er Anfang Januar 1919 als Leutnant der Reserve aus der Armee entlassen. In der Zwischenzeit, am 30.01.1918, legte er – aufbauend auf sein Diplom – das 2. Staatsexamen ab und führte fortan zusätzlich den Titel „Regierungsbaumeister“.

 

Fuchslocher nahm seine Arbeit beim Hochbauamt der Stadt Buer wieder auf und wurde zum 01.04.1920 als Stadtbauinspektor ins Beamtenverhältnis übernommen. Zum 01.05.1923 wurde er zum Stadtbaurat befördert.

 

1927 beschloss der Magistrat der Stadt Buer den Ankauf eines eigenen Dienstwagens für den Stadtbaurat. Dieses Fahrzeug diente nicht allein der persönlichen Repräsentation des Amtsinhabers, sondern natürlich auch der Selbstdarstellung der in diesen Jahren prosperierenden „Industriestadt im Grünen“. Beschafft wurde ein US-amerikanischer Wagen der Marke „Packard“ beim deutschen Importeur, der Fa. Hanko in Koblenz. Tatsächlich boten zu dieser Zeit die aus den USA importierten Autos bei einem einigermaßen konkurrenzfähigen Preis einen technologischen Vorsprung gegenüber der deutschen Produktion. Über höhere Verbrauchs- und Unterhaltskosten mag man sich damals nicht im klaren gewesen sein. Dürfte diese Anschaffung in „national gesinnten“ Kreisen schon von vorne herein unpopulär gewesen sein, rächte sie sich auch in der Praxis katastophal: Nach etwa zwei Jahren wurden die Kosten für anstehende Reparaturen auf die immense Summe von 6.000 RM beziffert (schätzungsweise die Hälfte des Kaufpreises oder mehr!), das Fahrzeug wurde verkauft und durch einen Neuwagen ersetzt. Geschichten dieser Art wurden nach 1933 oft genug zum Skandal aufgeblasen und als Hebel zur vernichtenden Demontage missliebiger Amtsträger der „Systemzeit“ benutzt – in Fuchslochers Laufbahn blieb dieser kostenintensive Fehlschlag eine Anekdote am Rande.

 

1928 wurden Buer und Horst a. d. Emscher im Zuge der kommunalen Neuordnung im Ruhrgebiet mit Gelsenkirchen vereinigt. Der Gelsenkirchener Stadtbaurat und Beigeordnete Max Arendt ging bei dieser Gelegenheit mit knapp 62 Jahren in den Ruhestand, Fuchslocher konnte somit die Funktion des Stadtbaurates für die vergrößerte Kommune Gelsenkirchen übernehmen und wurde folgerichtig am 27.06.1928 zum Beigeordneten gewählt – eine so „elegante“ Lösung ließ sich leider nicht in allen vergleichbaren Fällen finden, wo in diesen Jahren bei einer kommunalen Vereinigung Personal abgebaut werden musste.

 

1931 entsandte der Stadtkreis Gelsenkirchen Fuchslocher als Abgeordneten zur Generalversammlung der Emschergenossenschaft, 1937 wurde er in dieser Funktion für weitere sechs Jahre bestätigt. Erst im gleichen Jahr, zum 01.05.1937, trat er in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 5.296.348).

 

1942 erhielt Fuchslocher für nicht näher benannte Leistungen das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse und 1943 das Luftschutz-Ehrenzeichen der 2. Stufe.

 

Der bis dahin ledige Stadtbaurat heiratete am 13.03.1935 die rund 15 Jahre jüngere Anita Luise Gerken geb. Usener, Witwe des 1933 verstorbenen Arztes Dr. med. Leo Gerken. Dabei bekam Fuchslocher eine nicht ganz sechs Jahre alte Stieftochter. Im Mai 1945, zwei Tage vor der deutschen Kapitulation, brachte Anita Fuchslocher einen gemeinsamen Sohn zur Welt. Zu dieser Zeit hielt sich die Familie Fuchslocher in Dahlbruch, dem Geburtsort von Anita Fuchslocher auf.

 

Am 13.06.1945 wurde Hermann Fuchslocher offiziell bis auf weiteres beurlaubt, die „Wiederzulassung“ erfolgte am 12.02.1946. Am 16.06.1947 beschloss die Gelsenkirchener Stadtverordneten-Versammlung, seine Amtszeit um sechs Jahre bis zum 15.06.1953 zu verlängern. Am 31.07.1947 wurde er im Zuge des Entnazifizierungsverfahrens in die Kategorie IV eingeordnet.

 

Mit Beschluss vom 08.06.1953 wurde Fuchslocher vom 16.06.1953 ab (offiziell wie üblich für zwölf Jahre) als Stadtrat eingesetzt, trat jedoch am 01.08.1954 (also planmässig nach der Vollendung des 65. Lebensjahres) in den Ruhestand. Knapp zehn Jahre später starb er am 07.05.1964.

 

Text: © 2004-2015 by Ulrich Bücholdt

 

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Quellen:

 

Aktenbestände im Stadtarchiv / beim Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen

 


empfohlene Zitierweise:
Ulrich Bücholdt: Hermann Fuchslocher (1889-1964). – http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/Fuchslo1.htm (Stand vom 10.01.2022)

 

Kontakt:
Ihre Ergänzungen, Berichtigungen, Hinweise oder Fragen zum Projekt oder zu Person und Werk von Hermann Fuchslocher mailen Sie bitte an: ub@kmkbuecholdt.de

 

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