Ulrich Bücholdt

Bauhistoriker, M.A. – dwb, GWWG, GBTG

www.archthek.de

Datenbank zur Bau- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum

 


Josef Franke (1876-1944)
Mehr als 163 Entwürfe für das 20. Jahrhundert


 

Biografisches –– Werkliste –– Ausstellungen & Publikationen (1999-2010) –– Projektpartner –– Nachlass –– Literatur / Quellen –– Kontakt

 


 


Josef Franke (1930, Foto im privaten Nachlass)

Josef Franke
Architekt in Gelsenkirchen
geb. 12.03.1876 in Wattenscheid
gest. 16.01.1944 in Gelsenkirchen
römisch-katholisch

Ausbildung:
Maurerlehre, Baugewerkschule Höxter, Technische Hochschule (Berlin-) Charlottenburg (als Hospitant)

Mitgliedschaften:
Deutscher Werkbund (DWB), Bund Deutscher Architekten (BDA)

 

Der Architekt Josef Franke begann seine Bautätigkeit, die sich vom privaten Villen- und Wohnungsbau über Geschäfts- und Verwaltungsbauten bis hin zum Kirchenbau erstreckte, zu Anfang des 20. Jahrhunderts und wirkte bis in den Zweiten Weltkrieg hinein. Seine Bauprojekte, die glücklicherweise zum größten Teil erhalten sind und vielfach schon früher unter Denkmalschutz gestellt wurden, befinden sich hauptsächlich im Ruhrgebiet, aber auch im übrigen Rheinland und Westfalen.

 

Während sich Josef Franke zu Beginn seiner Tätigkeit noch stark an der allgemein geläufigen Architektur des Historismus orientierte, fand er schon bald zu Entwürfen im Sinne der künstlerischen Reformbewegung vor 1914. In seinen expressionistischen Entwürfen der 1920er Jahre lässt er sich – besonders im Bereich des Kirchenbaus – sogar mit Schrittmachern der Architektur wie Dominikus Böhm oder Otto Bartning vergleichen. Das herausragendste Beispiel für seine ausdrucksstarke Formensprache ist die Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen-Ückendorf (1927-1929) (WV 130).

 


kath. Kirche Heilig Kreuz, Gelsenkirchen-Ückendorf
Modellfoto (Nachlass Franke)

 

In dieser Zeit entstanden auch Wohnungsbauprojekte, die in ihrer Qualität mit Bauten in den großen Metropolen konkurrieren können. Gerade das Wohn- und Geschäftshaus „Ringeck“ in Gelsenkirchen (WV 128) wurde lokal immer wieder mit dem Hamburger „Chile-Haus“ von Fritz Höger verglichen, einer Inkunabel der expressionistischen Architektur.

 

In der Architekturgeschichte wurde Franke bis vor wenigen Jahren aufgrund seiner hauptsächlich regionalen Bautätigkeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Natürlich spiegelt sich die Geschichte dieser Region gerade in Frankes Werk deutlich wider. Seine Bauten entstanden vor dem Hintergrund der rapiden städtebaulichen Entwicklung der Ruhrgebietsstädte und beweisen den Einfluss der gestalterischen Reformbewegung des Jahrhundertbeginns auch im Industrierevier. Seine über 30 ausgeführten Kirchenbauten sind ein Indiz für die wachsenden Einwohnerzahlen und zeigen in ihrer Entwicklung das gewandelte Verständnis von Seelsorge auf.

 

Text: © 1999-2015 by Architekturkolloquium Bochum & Ulrich Bücholdt

 

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Werkliste


 


v.l.n.r.: Herz-Jesu-Kirche in Bochum-Werne, 1909-1910 (WV 24); Wohnhaus für Direktor Dr. Eugen Hegeler in
Gelsenkirchen, 1911-1912 (WV 37); Wohnhaus für den Maler Andreas W. Ballin in Gelsenkirchen, 1924-1925
(WV 103); Heilig-Kreuz-Kirche in Gelsenkirchen, 1927-1929 (WV 130); Siedlung in Gelsenkirchen-Horst,
1937-1940 (WV 159); alle Abbildungen im Nachlass Josef Franke

 

Zu den 163 Projekten der 1999 veröffentlichten Werkliste sind in der Zwischenzeit 15 hinzugekommen:

 

1906-1907
Erweiterungsbau des Kolpinghauses
Gelsenkirchen-Mitte, Kolpingstraße
kriegszerstört (?)

 

1907
„Umbau der Wohnung des Oberbürgermeisters“
Gelsenkirchen, Kaiserstraße (Kurt-Schumacher-Straße)
kriegszerstört (?)

 

1909
Wohnhaus für den Arzt Dr. med. Arthur Pauling
Gelsenkirchen-Bismarck, Bickernstraße
mit Veränderungen erhalten

 

1914 (?)
Mehrfamilienwohnhaus-Bebauung „Rosenhof“
als Arbeitersiedlung für den Unternehmer Josef Rosenbaum
(Gelsenkirchen-) Rotthausen (Rhld.), Rotthauser Straße / Im Gartenbruch
mit Veränderungen erhalten

Präsentationszeichnung des „Rosenhofs“
aus: Geschichte der Bürgermeistereien Stoppenberg, Rotthausen und Kray-Leithe..., 3. Auflage 1914.

 

1920
Tagesheilstätte (für tuberkulosegefährdete Erwachsene) der Stadt Gelsenkirchen
Essen-Steele, Am Deimelsberg (?)
um 1931 abgerissen

 

1923-1924
Freiluftschule (für tuberkulosegefährdete Kinder) der Stadt Gelsenkirchen
Gelsenkirchen, Zeppelinallee
nicht erhalten

Freiluftschule Gelsenkirchen
zeichnerische Darstellung aus unbekannter Veröffentlichung (Nachlass Franke)

 

1924
Entwurf für einen Neubau des Geschäftshauses Böhmer
Gelsenkirchen-Mitte, Bahnhofstraße 68/70
nicht ausgeführt

 

1924
Pfarrhaus der katholischen Pfarrgemeinde St. Elisabeth
Gelsenkirchen-Heßler, Holtgrawenstraße
nicht erhalten

 

1931
Wettbewerbsentwurf für die katholische Liebfrauenkirche
Goch (Niederrhein)
nicht prämiert, nicht ausgeführt

 

1932
Entwurf zu einem Dachgeschossumbau für Beckmann
Gelsenkirchen-Ückendorf, Ückendorfer Straße 16 (?)

 

1935
Entwurf für Umbau und Erweiterung der katholischen Kirche St. Dionysius
Nordwalde (Westfalen)

St. Dionysius in Nordwalde
perspektivische Skizzen, Bleistift auf Papier (Nachlass Franke)

 

1936
Umbau an der Beamtensiedlung der Zeche Holland III/IV/VI
Wattenscheid, Obertor

 

1938
Villa für die Westdeutsche Wohnhäuser AG
Gelsenkirchen-Buer, Konrad-Adenauer-Allee

 

o. J.
Entwurf für einen Umbau des Geschäftshauses August Richard
Gelsenkirchen-Mitte, Augustastraße / Bahnhofstraße

 

o. J.
Entwurf für einen Umbau des Wohnhauses Fehr
Gelsenkirchen-Mitte, Augustastraße 36

 

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Ausstellungen & Publikationen (1999-2010)
Ein „nachhaltiges“ Projekt des Architektur-Kolloquiums Bochum


 


„Josef Franke – 163 Entwürfe für das 20. Jahrhundert“, Ausstellung im Mai / Juni 1999 in der GAAG in Gelsenkirchen
© Andreas Gefeller / Architektur-Kolloquium Bochum, 1999

 

Der 1999 in der „Galerie Architektur und Arbeit Gelsenkirchen“ (GAAG, heute „StadtBauRaum“) ausgestellten Werkschau (einer Übersicht über Frankes gesamtes Schaffen) folgte im November des gleichen Jahres eine kleinere Ausstellung über Bauten, Umbauten und Entwürfe für insgesamt sechs Kirchen in Bottrop – aus Anlass der Weihe des neuen Altars in der Herz-Jesu-Kirche (1927-1929; WV 129).

 

Bereits 1999 wurde eine Ausstellung über Frankes Arbeiten für seine Vaterstadt Wattenscheid konzeptionell vorbereitet. Gedacht war dabei auch an eine Darstellung seiner engen Verknüpfung mit dem von seinem Vater gegründeten und von seinem älteren Bruder fortgeführten Baugeschäft, das in der Wattenscheider Baugeschichte eine wichtige Rolle spielte. Dieses Projekt konnte nicht realisiert werden.

 

Im September 2001 zeigte das Kulturforum Rheine e.V. eine Ausstellung über Josef Frankes Bauten und Entwürfe für bzw. in Rheine. Schauplatz war eines dieser Gebäude: das Gymnasium Dionysianum (Wettbewerbsentwurf 1903/1904, Ausführung 1908-1909, WV 3). Die Ausstellung integrierte sich dabei in das lokale Programm zum „Tag des offenen Denkmals 2001“.

 

In Gelsenkirchen hat die 1999er Ausstellung große Wirkung entfaltet. Auch wenn einer der wenigen und bis dato noch einigermaßen gut erhaltenen Bauten der 1930er Jahre (das Wohnhaus Dr. Schürmeyer; WV 144) im gleichen Jahr durch einen unsensiblen, geschmäcklerisch-modernen Umbau völlig entstellt wurde, gelang es doch aufgrund des neu gewonnen Überblicks über Frankes Werk, einige weitere Bauten unter Denkmalschutz zu stellen.

 

Zum „Tag des offenen Denkmals 2010“ wurde im September 2010 unter dem Titel „Josef Franke in Bottrop – Wohnkultur 1913-1930“ eine Ausstellung über vier der Wohnhäuser, die Franke in Bottrop ausgeführt hat, in den Hauptwohnräumen des Hauses Nuphaus (Luise-Hensel-Straße 6 in Bottrop, → NupHaus) gezeigt, das zeitgleich zu den Standorten der „Route der Wohnkultur“ gehörte.

 

Text: © 1999-2017 by Architekturkolloquium Bochum & Ulrich Bücholdt

 

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Projektpartner


 

Projektpartner der abgeschlossenen Teilprojekte:

 

Architektur-Kolloquium Bochum
Ulrich Bücholdt, Thomas Buschmann, Christina Clasen, Andrea Escher (Pirson), Rüdiger Jordan,
Claudia Küpper (Houcken), Chr. Aleksandra Lippert, Marcus Reinecke, Ingrid Reuter, Sophie Voswinckel
verstärkt durch: Alrun Jahn, Claudia Berger-Jenkner, Dirk Wiegand
(wissenschaftliche Arbeit für Ausstellungen und begleitende Publikationen, Projektmanagement, Führungen)

 

Andreas Gefeller (Düsseldorf)
(Architekturfotografie)

 

Dietmar Dix (Essen)
(Ausstellungsdesign)

 

Melanie Polack (Düsseldorf) und Karen Strempel (Essen)
(Grafikdesign)

 

Galerie Architektur und Arbeit Gelsenkirchen (GAAG)
(Gastgeberin, Finanzierung und finanzielle Abwicklung)

 

Stadt Gelsenkirchen
(Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit)

 

Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW, jetzt: Kunststiftung NRW (Düsseldorf)
(Finanzierung)

 

Gemeindeverband der katholischen Kirchengemeinden in der Stadt Bottrop
(Gastgeber, Finanzierung und finanzielle Abwicklung)

 

Stadt Rheine
(Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit)

 

Kulturforum Rheine e.V.
(organisatorische Betreuung und finanzielle Abwicklung)

 

Stadt Bottrop
(Finanzierung und Öffentlichkeitsarbeit)

 

Außerdem trugen zur Finanzierung einzelner Projektteile bei:
Hochtief AG (Essen)
Arbeitsgemeinschaft Vormauerziegel & Klinker e.V. (Essen)
Hellweg – die Profi-Baumärkte GmbH & Co. (Dortmund)

 

Die Projektpartner und Sponsoren der Ausstellung „Josef Franke in Bottrop – Wohnkultur 1913-1930“ 2010 in Bottrop sind auf der Internetseite des Projekts genannt.

 

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Nachlass Josef Franke


 


Teilbestand des fragmentarischen beruflichen Nachlasses, ca. 70 von 700 Blättern,
Originale und Lichtpausen, nach jahrzehntelanger Aufbewahrung in gerolltem Zustand
© Ulrich Bücholdt 2000

 

Der umfangreiche, aber dennoch nur fragmentarische berufliche Nachlass von Josef Franke wurde in den Jahren 2000 und 2001 durch das Architektur-Kolloquium Bochum gesichtet und verzeichnet. Es handelt sich dabei um über 700 Blätter mit Zeichnungen, darunter flüchtige Handskizzen, Ausführungszeichnungen und verblasste Lichtpausen ebenso wie bestechende Präsentationszeichnungen in Tusche, Kohle oder Bleistift. Während verschiedene Projekte der 1930er Jahre relativ umfangreich vertreten sind, hat sich nur in geringem Maße Material zu einigen wenigen älteren Projekten erhalten. Alles ältere Material lagerte bei Frankes Tod im Keller seines Hauses und wurde dort im November 1944 durch Löschwasser zerstört.

 

Der erhaltene Teil des beruflichen Nachlasses kam am 04.06.2003 in die Obhut des „Archivs für Architektur und Ingenieurbaukunst“ in Dortmund, das inzwischen zum „Baukunstarchiv NRW“ ausgebaut wurde.

 

Text: © 2003-2019 by Ulrich Bücholdt

 

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Literatur / Quellen


 

Literatur:

 

über das Wohnhaus Johann Franke (WV 1):
Maria Wegener:
Einfamilienhaus in Bochum.
in:
Der Architekt, Heft 04/1986, S. 166

 

Maria Wegener:
Der Architekt Josef Franke aus Gelsenkirchen.
Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1989.

 

Architektur-Kolloquium Bochum (Hrsg.):
Josef Franke (1876-1944) – 163 Entwürfe für das 20. Jahrhundert.
Essen: Klartext, 1999.
ISBN 3-88474-776-2

 

Architektur-Kolloquium Bochum (Hrsg.):
Josef Franke – Sechs Kirchen für Bottrop.
Bottrop, 1999.

 

Ulrich Bücholdt:
Josef Franke (1876-1944) – Ein Architekt zwischen Wattenscheid und Gelsenkirchen.
in:
Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e.V. (Hrsg.):
Wattenscheider Geschichte(n).
[Beiträge zur Wattenscheider Geschichte, Bd. 28.]
Wattenscheid, 1999.

 

Architektur-Kolloquium Bochum (Hrsg.):
Josef Franke – Bauten in Rheine.
Rheine, 2001.

 

Die Grußworte von Oberstudiendirektor Herbert Huesmann, Kulturdezernentin Ute Ehrenberg und Dipl.-Ing. Thomas Franke
zur Ausstellungseröffnung am 08.09.2001 in Rheine sind abgedruckt in:

Nachrichtenblatt des Vereins alter Dionysianer, Nr. LXIV (März 2002)
ISSN 0945-2052

 

Christel Darmstadt (Hrsg.):
Sakrale Baukunst in Bochum.
Bochum: Schürmann + Klagges, 2003.
ISBN 3-920612-94-9

 

 

Quellen:

 

- fragmentarischer beruflicher Nachlass Josef Franke (seit 2003 im Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst = Baukunstarchiv NRW, Dortmund)
- fragmentarischer privater Nachlass Josef Franke (in Familienbesitz)
      Für die freundliche Erlaubnis zur Verwendung von Fotos aus dem Nachlass danke ich Frau Margarete Franke und Frau Lore Franke.
- Hausakten bei den Bauordnungsämtern in Gelsenkirchen, Bottrop, Bochum, Essen und Rheine
- Hausakten abgegangener Bauten beim Institut für Stadtgeschichte, Gelsenkirchen
- Fotografien, Pläne und Unterlagen aus dem Besitz von ehemaligen oder heutigen Hauseigentümern
- Nachlass Johann Franke (in Familienbesitz)

 

Weitere Informationen zur Person oder zu einzelnen Bauten steuerten bei:
- Frau Margarete Franke (†),
- Frau Lore Franke,
- Frau Dr. Gisela Franke (†),
- Herr Dipl.-Ing. Thomas Franke,
- Herr Dipl.-Ing. Dr. Lutz Heidemann,
- Herr Dr. Josef Schäfers (†),
- Herr Prof. Carl Krasberg,
- Frau Inge Stengel geb. Ostermann (†),
- Frau Margret Rensing geb. Ostermann,
- Herr Hans Hönes (†),
- Herr Dipl.-Ing. Karlheinz Rabas,
sowie diverse Kirchengemeinden und verschiedene Hauseigentümer.

 


empfohlene Zitierweise:
Ulrich Bücholdt: Josef Franke (1876-1944). Mehr als 163 Entwürfe für das 20. Jahrhundert. – http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/personen/Franke1.htm (Stand vom 02.10.2023, abgerufen....)

 
Kontakt:
Ihre Ergänzungen, Berichtigungen, Hinweise oder Fragen zu Person und Werk von Josef Franke mailen Sie bitte an: ub@kmkbuecholdt.de

 

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