Ulrich Bücholdt

Bauhistoriker, M.A. – dwb, GWWG, GBTG

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Datenbank zur Bau- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum

 


Architekturwettbewerbe


w1046

Stadttheater in Halle (Saale)
1883/1884

(zweistufig)
Aufgabe: Theater
Standort: Halle (Saale), Alte Promenade [→ Universitätsring] / Kapellengasse / Friedrichstraße [→ August-Bebel-Straße]
Auslobung: 13.08.1883
Frist: 01.12.1883 (Einsendeschluss)
Auslober: Stadt Halle (Magistrat)
Bedingungen / Umfang: offene (internationale) Konkurrenz
für 1100 Zuschauer, für Schauspiel und Oper; Kostenrahmen 425.000 M
Zeichnungen im zur Veranschaulichung notwendigen Umfang 1:150; Erläuterungsbericht; Bericht zum Brandschutz (!)
Preisgeld: 6.000 M
„Wenngleich dieser Betrag im Vergleich zu den erheblichen Programmforderungen nur bescheiden zu nennen ist, so wird doch die Betheiligung an der Wettbewerbung voraussichtlich eine sehr lebhafte sein, weil mit ihr den Architekten zum ersten Male Gelegenheit geboten wird, den erhöhten Ansprüchen, welche seit dem großen Brandunglück in Wien an Theaterbauten gestellt werden, bei einem für die Ausführung bestimmten und gegebenen Verhältnissen angepaßten Entwurfe mit fest vorgeschriebener Kostensumme Rechnung zu tragen.“ (Centralblatt der Bauverwaltung)
Preisgericht: Baurat Prof. Hermann Ende (Berlin) (Vorsitzender)
Baurat Heino Schmieden (Berlin)
Baurat Prof. Ernst Giese (Dresden)
Zivilingenieur August Fölsch (Hamburg) (als Experte für Theater-Brandschutz)
Zivilingenieur Emil Kelling (Dresden)
Theaterdirektor Theodor Lebrun (1828-1895) (Direktor des Wallner-Theaters in Berlin)
Tagungstermin: 04./05.12.1883
(wegen der damals üblichen Transportdauer als zu eilig bei einem für ausländische Teilnehmer offenen Wettbewerb kritisiert)
Anzahl der eingereichten Entwürfe: 58 (und eine verspätet abgesandte Arbeit, die ausgeschieden wurde)
prämierte Entwürfe / Teilnehmer: drei gleichrangige Preise (je 2.000 M):
- „Händel“, Reinhold Knoch und Friedrich Kallmeyer (Halle) mit Ingenieur Jung (Berlin)
- „Vivat sequens“, Heinrich Seeling mit Ingenieur G. Stumpf (Berlin)
- „Für deutsche Kunst“, Heinrich Schubert (Dresden)
fünf Entwürfe zum Ankauf empfohlen (jedoch nur drei Ankäufe umgesetzt):
- „Penelope“, n.n. (nicht angekauft)
- „Hans Sachs“, Franz Schmidt und Skjøld Neckelmann (Hamburg)
- „Lessing“, Edgar Giesenberg (Berlin)
- „Civitate et artibus“, Albert Lüthi und Gustav Klemm (Frankfurt am Main)
- „Kandelaber“, Johann Hoeniger und Gustav Reyscher (Berlin) (nicht angekauft)
lobende Anerkennung:
- „Minerva“, n.n.
weitere Entwürfe / Teilnehmer: „Vitruvius redivivus“, Bernhard Sehring (Berlin)
(ungenanntes Motto), Hugo Mahrenholz und Carl Thronicker (Berlin)
Nachbereitung des Wettbewerbs: Ausstellung ab dem 09.12.1883 für drei Wochen im Saal der städt. Volksschule, Alte Promenade 13 in Halle
Ergebnis: „Das Gesammt-Ergebniss der Konkurrenz wird als ein sehr erfreuliches bezeichnet. Wenn sie auch – namentlich wegen der etwas zu knapp bemessenen Bausumme von 425.000 M – keinen direkt zur Ausführung geeigneten Entwurf geliefert hat, so hat sie für einen solchen doch ein reiches Ideenmaterial und überdies eine solche Fülle interessanter und reizvoller baukünstlerischer Arbeiten hervorgerufen, dass der Vorsitzende der Jury, Hr. Prof. Brth. Ende-Berlin, bereits mit dem Vorschlage hervor getreten ist, nach Schluss der Ausstellung in Halle noch eine solche in Berlin zu veranstalten.“
(Deutsche Bauzeitung)
engerer bzw. beschränkter Wettbewerb (2. Stufe)
eingeladene Teilnehmer: Verfasser der drei prämierten Entwürfe (s. o.)
Bedingungen / Umfang: überarbeitetes, präzisiertes Programm; erhöhter Kostenrahmen 450.000 M
einziger Preis: 2.500 M
Den Verfassern der beiden nicht prämierten Entwürfe wurde eine Entschädigung bzw. ein Honorar von je 750 M zugesichert.
Preisgericht: Hermann Ende, August Fölsch, Theodor Lebrun (s. o.)
prämierter Entwurf / Teilnehmer: Heinrich Seeling und Ingenieur G. Stumpf (Berlin)
Folgen des Wettbewerbs: Ausführung 1884-1886 durch Heinrich Seeling


Blick über die Alte Promenade = Universitätsring auf das Stadttheater, davor die 1873 errichtete Siegessäule
(zeitgenössische Ansichtskarte, Slg. Bücholdt)
 
Quellen / Literatur: - Deutsche Bauzeitung 17.1883, Nr. 67 (22.08.1883), S. 400 („Konkurrenzen“) (Auslobung, Jury)
- Centralblatt der Bauverwaltung 3.1883, Nr. 34 (25.08.1883), S. 307 („Vermischtes“) (Auslobung)
- Deutsche Bauzeitung 17.1883, Nr. 98 (08.12.1883), S. 588 („Konkurrenzen“) (Anzahl, Jury-Sitzung, Ausstellung)
- Deutsche Bauzeitung 17.1883, Nr. 99 (12.12.1883), S. 592 („Konkurrenzen“) (Ergebnis)
- Centralblatt der Bauverwaltung 3.1883, Nr. 50 (15.12.1883), S. 464 f. („Vermischtes“) (Ergebnis)
- Deutsche Bauzeitung 17.1883, Nr. 104 (29.12.1883), S. 624 („Konkurrenzen“) (2. Stufe)
- Theodor Unger: Die Konkurrenz für Entwürfe zu einem Stadttheater in Halle a./S. - in: Deutsche Bauzeitung 18.1884, Nr. 2 (05.01.1884), S. 9 f. (1/4) / Nr. 4 (12.01.1884), S. 17 f. (2/4) / Nr. 5 (16.01.1884), S. 25 f. (3/4) / Nr. 6 (19.01.1883), S. 29-31 (4/4)
- Deutsche Bauzeitung 18.1884, Nr. 7 (23.01.1884), S. 39 („Konkurrenzen“) (Erklärung der Jury-Mitglieder Ende, Giese, Schmieden und Kelling + Erwiderung von Theodor Unger + Anmerkung der Redaktion)
- Deutsche Bauzeitung 18.1884, Nr. 8 (26.01.1884), S. 47 („Konkurrenzen“) (Stellungnahme von Heinrich Schubert, Verfasser der Ankäufe)
- Deutsche Bauzeitung 18.1884, Nr. 24 (22.03.1884), S. 144 („Konkurrenzen“) (Ergebnis 2. Stufe, Auftrag an Seeling)
- Deutsche Bauzeitung 18.1884, Nr. 27 (02.04.1884), S. 160 („Konkurrenzen“) (technische Daten zu den drei Entwürfen)
- Jubiläums-Ausstellung der Kgl. Akademie der Künste im Landes-Ausstellungsgebäude zu Berlin von Mai bis October 1886 (Katalog), S. 291 ("Architektur", lfd. Nr. 1909: Wettbewerbsentwurf von Mahrenholz und Thronicker)
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empfohlene Zitierweise:
Stadttheater in Halle (Saale) 1883/1884 (Datenbank „archthek“, Auszug Architekturwettbewerbe; bearb. von Ulrich Bücholdt) – http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/wettbewerbe/w1046.htm (Stand vom 10.01.2022, abgerufen...)

 

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