Ulrich Bücholdt

Bauhistoriker, M.A. – dwb, GWWG, GBTG

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Datenbank zur Bau- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum

 


Architekturwettbewerbe


w0707

Schloss-Neubau auf Gut Bassenheim bei Koblenz
1912/1913
Aufgabe: Herrenhaus / Schloss (Neubau als Ersatz)
(vgl. Abschnitt „Folgen des Wettbewerbs“)
Standort: Bassenheim
(ca. 10-12 km westlich von Koblenz)
Auslobung: (11/1912?)
Frist: 01.04.1913
Auslober: Geheimer Legationsrat Dr. jur. Julius von Waldthausen (1858-1935) und Eleonore von Waldthausen geb. Böcking
(seit 1910 Eigentümer des Guts Bassenheim)
Bedingungen / Umfang: Mitglieder der Ortsgruppe Groß-Berlin des Bundes Deutscher Achitekten (BDA) sowie 15 in Westdeutschland ansässige Architekten
Kostenrahmen 1,5 Millionen M (!)
vorgesehene Preisverteilung: 3.500 M / 2.000 M / 1.500 M sowie insgesamt 3.000 M für Ankäufe
Preisgericht: Arnold Hartmann (Architekt in Berlin)
Ernst Rossius vom Rhyn (Architekt in Berlin)
Paul Engler (Architekt in Berlin)
August Dinklage (Architekt in Berlin)
Die Preisrichter wurden vermutlich nicht vom Bauherrn augewählt, sondern von der BDA-Ortsgruppe benannt.
Tagungstermin: ?
Anzahl der eingereichten Entwürfe: ?
prämierte Entwürfe / Teilnehmer:
(Wasmuths Monatshefte für Baukunst 2.1915/1916, H. 8/9, S. 358)

1. Preis: Ernst Rentsch ([Berlin-] Charlottenburg)
2. Preis: Henry Groß ([Berlin-] Charlottenburg)
3. Preis: Wilhelm Brurein ([Berlin-] Charlottenburg)
zum Ankauf empfohlen:
- Eugen Fabricius (Köln)
- Otto Liesheim und Max Taut (Berlin)
weitere Entwürfe / Teilnehmer: ?
Nachbereitung des Wettbewerbs: ?
Folgen des Wettbewerbs: Wie häufiger bei beschränkten Wettbewerben, wurden genauere Angaben zum Bauprogramm wohl nicht veröffentlicht. Der Kostenrahmen von 1,5 Millionen Mark taugt allerdings als Indiz für ein umfassendes, großzügiges Neubauprojekt. Dieser Neubau sollte das erst 1874-1876 durch Julius Raschdorff für die damaligen Gutsbesitzer, den Kölner Bankier Abraham Freiherr von Oppenheim (1804-1878) und seine Ehefrau Charlotte geb. Beyfus (1811-1887), erbaute Schloss im Gutspark oberhalb der auf das Mittelalter zurückgehenden Burg ersetzen. (Der erst 36 Jahre alte Schlossbau von Raschdorff hatte seinerzeit das auch nur 86 Jahre ältere Rokoko-Schloss der Familie Waldbott von Bassenheim ersetzt.)
Der als „Schloss Waldhausen“ [sic!] veröffentlichte Entwurf von Ernst Rentsch, bei dem es sich mutmaßlich um den siegreichen Wettbewerbsentwurf handelt, zeigt einen höchst repräsentativen, symmetrischen Schlossbau in neoklassizistischen Formen mit 5 auf 19 Achsen, zwei Geschossen über Souterrain und relativ steilen Walmdächern, der keine erkennbare Ähnlichkeit mit dem Vorgängerbau hat – ein weiteres Indiz für einen kompletten Neubau statt Umbau oder Erweiterung.
Diese Neubau-Planung wurde nicht ausgeführt, über die Gründe liegen keine gesicherten Aussagen vor. Der Schlossbau von Raschdorff war bei Kriegsausbruch 1914 zumindest noch als Lazarett tauglich, wird in diesem Zusammenhang aber auch als (zuvor) „leer stehend“ bezeichnet. Möglicherweise wurde er bereits vor dem Eigentümerwechsel 1910 nicht mehr genutzt. Das Gebäude blieb nach dem kurzen Intermezzo als Lazarett anscheinend weiterhin ohne Nutzung und wurde 1937/1938 in baufälligem Zustand abgebrochen.
Statt des üppigen Schloss-Neubaus wurde 1914-1917 ein kleinerer, weniger aufwändiger, verhalten neobarocker Erweiterungsbau der mittelaterlichen Burganlage nach Entwurf des Trierer Architekten Ernst Brand errichtet. Ob Brand zu den nicht prämierten Teilnehmern am Wettbewerb gehörte, ist bislang ungeklärt.
Quellen / Literatur: - Deutsche Bauzeitung 46.1912, Nr. 94 (23.11.1912), S. 852 („Wettbewerbe“) (Auslobung)
- Deutsche Bauzeitung 47.1913, Nr. 54 (05.07.1913), S. 488 („Wettbewerbe“) (Ergebnis)
- Berliner Architekturwelt 16.1913/1914, H. 5 (August 1913), S. 217 („Chronik“) (Ergebnis)
- Berliner Architekturwelt 16.1913/1914, H. 6 (September 1913), S. 259 („Chronik“) (Korrektur „Georg Rentsch“ → „Ernst Rentsch“)
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst 2.1915/1916, H. 8/9, S. 358 f. (Entwurf Rentsch, Perspektiven Parkseite und Anfahrt)

- Bernhard Gondorf: Bassenheim bei Koblenz. [Rheinische Kunststätten, H. 296.] Neuss, 1984.
- Annette Menting: Max Taut. Das Gesamtwerk. München: DVA, 2003. ISBN 3-421-03440-0, S. 240 (Kat.-Nr. 28)

www.rittergut-bassenheim.de/...
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empfohlene Zitierweise:
Schloss-Neubau auf Gut Bassenheim bei Koblenz 1912/1913 (Datenbank „archthek“, Auszug Architekturwettbewerbe; bearb. von Ulrich Bücholdt) – http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/wettbewerbe/w0707.htm (Stand vom 06.01.2022, abgerufen...)

 

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