Ulrich Bücholdt

Bauhistoriker, M.A. – dwb, GWWG, GBTG

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Datenbank zur Bau- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum

 


Architekturwettbewerbe


w0063

Empfangsgebäude für den Hauptbahnhof in Darmstadt
1907/1908

Vorentwürfe
Aufgabe: Bahnhofs-Empfangsgebäude mit Nebengebäuden und Gestaltung des Vorplatzes
Standort: Darmstadt, Am Hauptbahnhof / Am Fürstenbahnhof / Poststraße
Auslobung: (08/1907)
Frist: 01.01.1908
Auslober: Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Eisenbahndirektion Mainz
Bedingungen / Umfang: in Deutschland wohnende Architekten
Baukosten max. 1.050.000 M (für das Empfangsgebäude und den Fürstenpavillon samt Futtermauern zu den tiefer liegenden Gleis- und Bahnsteiganlagen; ohne Mobiliar, Vorplatzanlagen, Bahnsteiganlagen und -hallen sowie Bauleitungshonorar)
Lageplan mit Vorplatz-Gestaltung 1:500, Grundrisse, Ansichten und Schnitte 1:200, skizzenhafte Darstellung der Bahnsteighallen und der Anschlüsse der Bahnsteige an das Empfangsgebäude, Ansichten eines Hauptarchitekturteils der Fassade und Schalterhalle 1:50, Schaubild der Gesamtbaugruppe vom Bahnhofsvorplatz aus
„Eine schematische Anordnung der ganzen Anlage, der Gleisführungen usw. war gegeben, so daß es sich in erster Linie um die Ausgestaltung und Gruppierung des Äußeren handelte.“ (Franz Roeckle)
„Allerdings wird nicht die Verpflichtung übernommen, einen der Entwürfe zur Ausführung zu bringen. Die Bauausführung soll durch Beamte der Eisenbahnverwaltung bewirkt werden. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, den Verfasser des der Ausführung gegebenenfalls zugrunde zu legenden Entwurfs zur Mitwirkung bei der künstlerischen Ausbildung der Baulichkeiten heranzuziehen. Wie bei früheren Wettbewerben um Entwürfe zu Eisenbahnempfangsgebäuden ist dem Programm neben dem Gleisplan eine Lageplanskizze für die ungefähre Anordnung der Baulichkeiten und Lage der Haupträume darin, beigegeben. Hier handelt es sich außerdem um den Entwurf für die Ausgestaltung des Bahnhofvorplatzes mit bezug auf die verlangten Baulichkeiten, wobei es freigestellt ist, auch den der Stadt gehörigen Teil des Vorplatzes mit in die Arbeit hineinzuziehen. [...] Als Richtschnur für den Gesamtaufbau und die formale Ausbildung ist der Gedanke maßgebend, daß das Bauwerk entsprechend seiner ganz neuzeitlichen Bestimmung den zu verwirklichenden Baugedanken in neuzeitlicher, eigenartiger Weise zum Ausdruck bringen soll. Das Hauptgewicht ist auf eine gute Gruppierung der Baumassen, namentlich von den benachbarten Plätzen aus gesehen, zu legen.“
(Zentralblatt der Bauverwaltung)
vorgesehene Preisverteilung: 5.000 M / 3.000 M / 2 x 2.000 M, drei Ankäufe je 1.000 M vorbehalten
Preisgericht: Ministerialdirektor Oberbaudirektor Balduin Wiesner (Berlin)
Geh. Oberbaurat Alexander Rüdell (Berlin)
Oberbürgermeister Adolf Morneweg (1851-1909; Darmstadt)
Geh. Regierungsrat Prof. Dr.-Ing. E.h. Alfred Messel (Berlin)
Prof. Friedrich von Thiersch (München)
Prof. Josef Hoffmann (Wien)
Prof. Bruno Möhring (Berlin)
Prof. Wilhelm Kreis (Dresden)
Prof. Dr.-Ing. E.h. Bruno Schmitz (Berlin-Charlottenburg)
Tagungstermin: ?
Anzahl der eingereichten Entwürfe: 75
prämierte Entwürfe / Teilnehmer: zwei 1. Preise (je 4.000 M):
- Friedrich Pützer (Darmstadt)
- „Utz“, Fritz Klingholz (Aachen)
ein 2. Preis (3.000 M): „Stephenson“, Joseph Maria Olbrich (Darmstadt)
zwei 3. Preise (je 2.000 M):
- Karl Bonatz (Straßburg i. Els.) und Georg Martin (Straßburg i. Els.) und Bruno Taut (Stuttgart)
- „Deutsch sei das Haus!“, Wilhelm Brurein (Berlin-Charlottenburg)
vier Ankäufe (je 1.000 M):
- „Claybock“, Fritz Klingholz (Aachen)
- „Neuzeit“, Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth (Berlin-Charlottenburg)
- Paul Bonatz und Fritz Eugen Scholer (Stuttgart)
- Hermann Billing und Wilhelm Vittali (Karlsruhe)
weitere Entwürfe / Teilnehmer: „Handel und Wandel“, Albert Froelich (Berlin-Charlottenburg)
Franz Roeckle (Stuttgart)


(Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsass-Lothringen 1908)

„So erfreulich die verhältnismäßig große Zahl anerkennenswerter Leistungen in dem Wettbewerb ist, darf doch nicht verschwiegen werden, daß auch bei ihm wieder eine große Anzahl von Entwürfen eingegangen ist, die eine bedauerliche Überschätzung der eigenen Leistungskraft und ein gänzliches Verkennen der Schwierigkeiten, gerade einer solchen, für die Mehrzahl der Bewerber fernab liegenden Aufgabe zeigen.“ (Zentralblatt der Bauverwaltung)
Nachbereitung des Wettbewerbs: „Sämtliche Entwürfe werden im alten Schloß in Mainz öffentlich ausgestellt.“ (Deutsche Bauzeitung)
Folgen des Wettbewerbs: Ausführung 1908-1912 unter Beteiligung von Friedrich Pützer; Überarbeitung im Sinn der von Fritz Klingholz im angekauften Entwurf „Claybock“ vorgeschlagenen Grundriss-Konzeption und unter Berücksichtigung „leitender Gesichtspunkte“ von Alexander Rüdell; Bauleitung durch Regierungs- und Baurat Friedrich Mettegang (Mitarbeiter: Regierungsbaumeister Eduard Wolfskehl);
plastischer Schmuck von den Bildhauern Heinrich Jobst (Darmstadt) und Johann Belz (Frankfurt a. M.);
Bahnsteighallen von der AG für Verzinkerei und Eisenkonstruktion vorm. Jacob Hilgers (Rheinbrohl)


zeitgenössische Ansichtskarte, Slg. Bücholdt

unter Denkmalschutz; nach verschiedenen Veränderungen 2000/2004 teilweise restauriert
Quellen / Literatur: - Deutsche Bauzeitung 41.1907, Nr. 65 (14.08.1907), S. 460 („Wettbewerbe“) (Auslobung)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 27.1907, Nr. 67 (17.08.1907), S. 448 („Vermischtes“) (Auslobung)
- Deutsche Bauzeitung 41.1907, Nr. 69 (28.08.1907), S. 488 („Wettbewerbe“) (Erläuterung)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 27.1907, Nr. 74 (11.09.1907), S. 491 („Vermischtes“) (Erläuterung)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 28.1908, Nr. 12 (12.02.1908), S. 86 („Vermischtes“) (Ergebnis)
- Deutsche Bauzeitung 42.1908, Nr. 13 (12.02.1908), S. 84 („Wettbewerbe“) (Ergebnis)
- Zentralblatt der Bauverwaltung 28.1908, Nr. 15 (22.02.1908), S. 111 („Vermischtes“) (präzisere Verfasser-Nennung K. Bonatz / P. Bonatz)
- „C.“: Wettbewerb für Vorentwürfe zum Empfangsgebäude auf dem neuen Hauptbahnhof in Darmstadt. - in: Zentralblatt der Bauverwaltung 28.1908, Nr. 17 (29.02.1908), S. 118-121
- Berliner Architekturwelt 11.1908/1909, H. 4 (Juli 1908), S. 146 (Perspektive der Hauptfront vom Entwurf Froelich)
- Franz Roeckle: Wettbewerbsentwurf für das Empfangsgebäude auf dem neuen Hauptbahnhof in Darmstadt. - in: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsass-Lothringen 5.1908, Nr. 40 (03.10.1908), S. # f. (Abbildungen vom Entwurf Roeckle)
- Berliner Architekturwelt 12.1909/1910, H. 4 (Juli 1909), S. 141 (Abbildungen vom Entwurf Reinhardt und Süßenguth)

- Das neue Empfangsgebäude auf dem Hauptbahnhof in Darmstadt. - in: Zentralblatt der Bauverwaltung 34.1914, Nr. 11 (07.02.1914), S 85-88 (1/2) / Nr. 13 (14.02.1914), S. 102-104 (2/2)
- Manfred Berger: Historische Bahnhofsbauten. Band III, Bayern, Baden, Württemberg, Pfalz, Nassau, Hessen. Berlin: Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, 1988. ISBN 3-344-00267-8, S. 235 (Entwurf von Wilhelm Brurein)
- Christian Bedeschinski (Hrsg.): Hauptbahnhof Darmstadt. 100 Jahre im Dienst der Mobilität. Berlin: Verlag Bernd Neddermeyer, 2012. ISBN 978-3-941712-28-7
- Nikolaus Heiss: Der Darmstädter Hauptbahnhof 1907-1912. - in: Regina Stephan (Hrsg.): „In die Umgebung hineingedichtet“. Bauten und Projekte des Architekten, Städtebauers und Hochschullehrers Friedrich Pützer (1871-1922). Baunach: Spurbuchverlag, 2015. ISBN 978-3-88778-447-8, S. 131-136
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w0063


empfohlene Zitierweise:
Empfangsgebäude für den Hauptbahnhof in Darmstadt 1907/1908 (Datenbank „archthek“, Auszug Architekturwettbewerbe; bearb. von Ulrich Bücholdt) – http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/wettbewerbe/w0063.htm (Stand vom 12.01.2022, abgerufen...)

 

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